Private Homepage von Oliver Beck aus Florstadt-Staden

 

Reisebericht - Costa Rica 03/2007


Im März 2007 unternahm ich mit Christoph Weber (V.E.I.) eine Rundreise durch Costa Rica. Natürlich standen die Vulkane des mittelamerikanischen Landes im Mittelpunkt unseres Interesses. Allerdings waren wir genauso auf die prachtvolle Tier- und Pflanzenwelt gespannt.

Vulkanismus und Geologie Costa Ricas:
Die vulkanischen Erscheinungen in Costa Rica sind auf das Abtauchen (Subduktion) der Cocosplatte, ein Teil der pazifischen Ozeanplatte, unter die karibische Platte zurückzuführen. Vor ca. 10 Mio Jahren wurde durch diesen Prozess die überseeische Landbrücke zwischen Nord- und Südamerika geschaffen. Dabei entstanden drei Vulkanketten und mehrere kleine Faltengebirge. Die südlichste Vulkankette, die Cordillera de Talamanca, ist die älteste und zur Zeit inaktiv. Dort befindet sich der höchste Berg Costa Ricas, der 3819 m hohe Cerro Chirripó. Nordwestlich davon erstreckt sich die Cordillera Central, die unter anderem die aktiven Vulkane Poas, Irazu und Turrialba beherbergt. Im Nordwesten Costa Ricas schließt sich die Vulkankette Cordillera Guanacaste an, die ebenfalls aktive Vulkane besitzt. Dazu gehören unter anderem der Rincon de la Vieja und der Miravalles. Zwischen diesen beiden Vulkanketten gibt es eine Lücke in der sich der, seit 1968 daueraktive Vulkan Arenal erhebt.
Wie an Subduktionszonen üblich, werden auch die Vulkane Costa Ricas von überwiegend saurem bis intermediärem Magma gespeist. Dieses besitzt einen hohen Anteil an Quarz (SiO2) und ist dadurch relativ zähflüssig, was oft zu explosiven Ausbrüchen führt. Allerdings variiert die Zusammensetzung der Magmen je nach Vulkan und kann einmal mehr basisch bzw. auch stärker sauer sein, was jedem Vulkan einen eigenen Ausbruchscharakter verleiht. Überwiegend wird von den Vulkanen Costa Ricas Andesit-Lava freigesetzt, daneben wird auch oft Basalt- bis Dacit-Lava gefördert.
Bei vielen Vulkanen kommt es im laufe der Zeit immer wieder zu einem Wechsel zwischen effusiven (Lavaströme) und explosiven Ausbrüchen (Ascheauswurf). Dadurch bilden sich meist Schichtvulkane die häufig steilen Flanken aufweisen (z.B. Arenal).
Durch die hohen Niederschlagsmengen die in dem tropischen Land fallen, füllen sich die Vulkankrater oft mit Seen. Durch die vulkanischen Ausgasungen (Schwefeldioxid, Chlorwasserstoff, Schwefelwasserstoff) entstehen dabei teilweise Säureseen, die durch gelöste Mineralverbindungen (z.B. Eisen) prächtige Färbungen annehmen können. Bei Kontakt des Wassers mit der heißen Magma im Inneren der Vulkane, kommt es häufiger zu starken Wasserdampfexplosionen (phreatische Explosionen).



18.03.2007
Nach der Anreise, die mich von Frankfurt/M. über Atlanta nach San Jose führte, geht es gleich am nächsten Morgen mit dem Besuch des ersten Vulkans los. Bereits um 07:00 Uhr machen wir uns von unserem Hotel in Alajuela (nordwestllich von der Hauptstadt San Jose) aus auf den Weg zum Poas. Mit dabei sind noch Andrea und Erhard, ein Ehepaar das ebenfalls die Faszination Vulkane gepackt hat. Uns steht ein Geländewagen zur Verfügung, der von unserem erfahrenen Reiseleiter Christoph gesteuert wird. Bei strahlendem Sonnenschein lassen wir rasch Alajuela hinter uns und zum ersten mal kann ich die üppige Pflanzenwelt bewundern, die hier aber zunächst noch von Kultur- bzw. Zierpflanzen geprägt ist. Überall blühen Bouganville und viele andere, mir leider unbekannte Pflanzen. Bananen und Palmen zieren die Gärten der weit zerstreuten Siedlungen und immer wieder sieht man Kaffeeplantagen; ein wichtiges Exportgut von Costa Rica. Das Tal in dem sich San Jose und die Satellitenstädte wie Alajuela befinden, liegt auf ca. 1000 m Höhe und es herrschen angenehmere Temperaturen als an der schwül-heißen Küste; außerdem gedeiht nur hier im Hochland der Kaffee. Die Straße führt nun dem Südhang des 2708 m hohen Poas hinauf und bald kommen wir an vielen Erdbeerplantagen vorbei. Die Vegetationsebenen wechseln rasch und schließlich tauchen mehr und mehr grüne Wiesen und Laubbäume auf.

Blick vom Südhang des Poas aus in östliche Richtung:
Blick vom Südhang des Poas nach Osten

Leider quellen nun immer mehr Wolken über den Berggipfeln, was jetzt während der Trockenzeit eigentlich eher erst gegen Mittag passieren sollte. Wir sind aber noch guter Dinge und befinden uns pünktlich um 08:00 Uhr am Eingang des Nationalparks der gerade öffnet. Erwartungsvoll eilen wir zum Kraterrand des Poas, wo uns ein faszinierender Blick hinunter auf den dampfenden Kratersee erwarten soll. Stattdessen starren wir in ein mit Nebel gefülltes Loch und kalter Wind bläst uns entgegen! Die Enttäuschung ist groß und trotz längerem Ausharren wird das Wetter nicht besser. Wir beschließen also gleich den zweiten Programmpunkt des Tages durchzuführen: Eine Wanderung zum Botos, ein alter inaktiver Seitenkrater des Poas, der mit einem idyllischen Frischwassersee gefüllt ist. Auf einem schmalen Pfad wandern wir durch den dichten Regenwald. Zum ersten mal kommen wir mit der ursprünglichen Vegetation Costa Ricas in Kontakt und sind gleich von der Pflanzenwelt fasziniert. Überall auf den Bäumen wachsen Bromelien, die mit ihren trichterförmigen Blättern einen Kelch bilden in dem sich Wasser sammelt; manche weisen auch eine grün-rote Blüte auf. Auch eine andere Pflanze, deren riesige Blätter an unseren Rababer erinnern, fällt immer wieder auf. Es ist der "Poor Man's Hat". Manche Blätter sind so groß, dass man sich darunter tatsächlich vor dem Regen schützen kann.

Blühende Bromelie:
Blühende Bromelie

Durch den dichten grünen Wald steigen wir nun hinauf auf den Rand des Botos. Leider wird der Blick hinunter auf den See auch hier durch dichten Nebel verhindert. Allerdings reißen die Wolken dann doch noch für einen Augenblick auf und wir erahnen die Schönheit der malerisch gelegenen Lagune.

Blick hinunter auf den See mit "Poor Man's Hat" im Vordergrund:
Blick hinunter auf den See

Im Bergregenwald:
Im Bergregenwald

Vorbei an den riesigen Luftwurzeln großer Bäume, die mit zahlreichen Efeu-Gewächsen überzogen sind und einzelnen Baumfarnen wandern wir weiter durch den interessanten Bergregenwald. Dann sehen wir zum ersten mal einen Kolibri! Leider ist es sehr schwer das äußerst flinke Tier zu fotografieren. Als plötzlich wieder die Sonne aus den Wolken hervorbricht, schöpfen wir neue Hoffnung den Krater des Poas doch noch zu sehen. Doch leider werden wir erneut enttäuscht. Darum geht's erst mal in das Besucherzentrum, wo wir einen kleinen Imbiss zu uns nehmen und anschließend das Vulkanmuseum besuchen. Jetzt können wir den Kratersee des Poas wenigstens auf den Fotos bewundern und erfahren einiges über die Geschichte des Vulkans, der im letzten Jahr eine kleine Eruption hatte. Leider sind die Wolken jetzt noch dichter! Immer noch fasziniert vom Regenwald, aber doch etwas enttäuscht begeben wir uns zurück zu unserem Wagen. Immerhin werden wir am letzten Tag unserer Reise noch einmal die Gelegenheit haben, den Poas zu besuchen.

Nun brechen wir zu einer mehrstündigen Autofahrt auf die uns zum Vulkan Arenal führen wird. Vorbei an vielen blühenden Hortensien geht's zunächst durch das herrlich grüne Hochland . Unterwegs machen wir noch einmal kurz Halt an einem Wasserfall. Dann fahren wir immer weiter in nordwestliche Richtung. In der Ortschaft Venecia nehmen wir ein leckeres landestypisches Mittagessen ein. Es gibt gegrilltes Hühnchen mit Reis, schwarzen Bohnen, Rote Beete und Kürbis. Köstlich! Es geht weiter nach Muelle, wo Christoph uns eine Überraschung verspricht. Und tatsächlich: Von einer Brücke aus können wir große Leguane beobachten die in den Bäumen sitzen. Kaum zu glauben, dass sich die so plump wirkenden Tiere überhaupt auf den dünnen Ästen halten können. Fasziniert genießen wir noch eine Tasse Kaffee und setzen unsere interessante Fahrt fort.

Leguan im Baum:
Leguan im Baum

Nach einem kurzen Zwischenstopp in La Fortuna, wo Christoph etwas Proviant für die nächsten Tage kauft, treffen wir nach fünfstündiger Reise in der Hotelanlage Los Lagos ein. Sie wird uns in den nächsten beiden Tagen als Ausgangspunkt für unsere Wanderungen rund um den Arenal dienen. Wir beziehen eines der in der großzügigen Anlage verteilten Häuschen, mit direktem Blick auf die Nordflanke des wenige Kilometer entfernten Vulkans. Leider können wir vom Berg selbst nicht viel sehen. Dichte Quellwolken nehmen uns die Sicht! Wir hoffen jedoch, dass sich die Wolken am Abend noch auflösen. Darum fahren wir kurz vor Sonnenuntergang mit Stativ und Taschenlampe bewaffnet zu einem Aussichtspunkt. Dieser befindet sich in der Nähe des kleinen See's Cedeño; unweit von unserer Hotelanlage. Bei Dunkelheit könnten wir von hier aus mit etwas Glück glühende Lava sehen!
Leider lockern die Wolken nicht auf; im Gegenteil: Es fängt leicht zu regnen an und etwas frustriert über das anhaltende Pech mit dem Wetter begeben wir uns in das Hotelrestaurant, wo wir ein reichhaltiges Abendessen genießen. Mit Imperial, dem guten lokalen Bier, feiern wir ein wenig die vor uns liegenden Urlaubstage. Währenddessen verstärkt sich der Regen und auf dem Rückweg werden wir sogar noch richtig nass! Auch in der Nacht werde ich von heftigen Schauern geweckt. Das nennt sich nun also Trockenzeit!

Arenal:
Der 1657 m  hohe, konische Schichtvulkan besteht aus Andesit-Lava und ist der aktivste Vulkan Costa Ricas. Er liegt nordwestlich der Cordillera Central. Die älteste bekannte Eruption hat sich vor ca. 7000 Jahren ereignet. Seit dem kam es immer wieder zu Aktivitätsphasen die jeweils mehrere hundert Jahre andauerten. Der vermutlich stärkste Ausbruch (VEI 4) des Arenal in historischer Zeit ereignete sich im Jahre 1525. Eine weitere große Eruption fand 1750 statt. Danach kehrte trügerische Ruhe ein. Die letzte aktive Phase begann im Jahre 1968 als es zu einer starken explosiven Eruption kam. Heiße Glutwolken und ausgeworfene Lavablöcke töteten ca. 80 Menschen und verwüsteten die Ortschaft Tabacón. Seit dem ist der Arenal daueraktiv und unvorsichtige Menschen bezahlten ihre Neugierde immer mal wieder mit ihrem Leben. Es besteht praktisch immer die latente Gefahr pyroklastischer Ströme. Im März 2007 war die Aktivität am Arenal eher gering und von sporadischen strombolianischen Explosionen geprägt, die mit der Freisetzung von Lavaströmen verbunden war.


19.03.2007
Am Morgen gießt es immer noch wie aus Kübeln. Christoph beschließt die eigentlich für heute geplante Wanderung zum Cerro Chato, dem kleineren und erloschenen Nachbarvulkan des Arenal zu streichen, da das Gelände bei dem Wetter zu gefährlich ist. Stattdessen fahren wir zur Observatory Lodge, die auf der Südseite des Vulkans liegt und hoffen auf eine rasche Wetterbesserung. Zunächst ziehen wir jedoch unsere Ponchos über und machen eine kleine Wanderung durch den Regenwald zu einem Wasserfall. Über nasse Wurzeln, Lehm und Laub steigen wir einem schmalen Pfad hinab. Jetzt merken wir, wie matschig und rutschig der Boden hier bei Regen ist und sind froh, dass wir die Wanderung zum Cerro Chato nicht gemacht haben. Schnell sind wir von der üppigen Vegetation begeistert und staunen über die vielen Schlingpflanzen und Bäume. Bald befinden wir uns an dem Wasserfall, der bei dem nassen Wetter inmitten des Urwalddickichts richtig mystisch wirkt.

Der Wasserfall im Regenwald:
Wasserfall im Regenwald

Der Rundweg führt uns zurück zur Lodge, wo wir die Vulkanausstellung besuchen, die Fotos von den zahlreichen Eruptionen des Arenal zeigt. Immer noch hoffen wir auf besseres Wetter und manchmal zeigen sich jetzt sogar kurze Aufhellungen. Wir sehen für wenige Minuten die untere Westflanke des Vulkans, die mit den Lavaströmen der Jahre 1968 - 1992 überzogen ist. Dann nimmt der Regen wieder zu und auch die Idee einer Wanderung zum alten Lavastrom von 1968 verwerfen wir jetzt rasch. Wenn schon nass werden, dann gleich richtig: Wir beschließen zu den Thermalquellen von Tabacón zu fahren und dort im warmen Wasser zu planschen. Auf der Fahrt kommen wir noch an einem alten Häuschen vorbei, wo relativ große, aber harmlose Spinnen ihre Netze gespannt haben.

Große Spinne an einem verlassenen Haus in der Nähe der Observatory Lodge:
Große Spinne

Christoph will uns auch noch die Brüllaffen zeigen, die hier in den Bäumen wohnen. Doch bei dem Regen haben sie sich scheinbar versteckt. Nur ein Nasenbär taucht auf und bettelt um Futter. Dann geht's weiter nach Tabacón, das sich an der Nordflanke des Arenal befindet. Auf dem Parkplatz des gut organisierten Badebetriebs müssen wir in Fluchtrichtung parken, denn wir befinden uns im Hochrisikogebiet des Vulkans und pyroklastische Ströme sind hier theoretisch jederzeit möglich. Dann probieren wir der Reihe nach die diversen Becken aus, die von dem rund 40°C warmen Wasser des Flusses Tabacón gespeist werden. Inmitten hübsch angelegter Gärten und kleiner künstlicher Wasserfälle macht das Baden hier wirklich spass und der weiter anhaltende Regen ist uns jetzt auch egal.
Zurück in der Hotelanlage bemerken wir gegen Abend endlich größere Lücken in der Wolkendecke. Von der Karibikseite, die uns seit gestern immer wieder mit Regennachschub versorgte reist es tatsächlich auf. Können wir heute Abend doch noch glühende Lava sehen? Doch trotz größeren Lücken bleiben die Wolken am Arenal hartnäckig. Dann hören wir plötzlich einen gewaltigen Donner! Eine Explosion am Gipfel, was am Arenal mehrfach am Tag passieren kann. Ohne Wolken könnten wir jetzt sicherlich eine Aschewolke über dem Berg sehen.
Am Abend essen wir in einem einfachen, aber sehr gutem Restaurant an der Straße nach Tabacón. Von  hier aus hätte man einen exzellenten Blick hinauf auf den Arenal, wenn bloß die Wolken nicht wären. Ein Blick auf den Wetterbericht im Internetcafe unseres Hotels verspricht für morgen Besserung!


20.03.2007
Schon um 05:00 Uhr stehen wir heute auf und machen uns auf den Weg zu unserem Aussichtspunkt. Doch statt Lava sehen wir immer noch Wolken am Gipfel des Arenal wabern. Während die Sonne aufgeht, treiben über dem See Cedeño einige Nebelbänke. Dann entdecken wir in einem der Bäume am See einen Tukan. Plötzlich fliegt der Vogel auf uns zu und landet im Baum direkt neben uns. Wir bewundern das schöne Tier! Allerdings springt der Tukan nervös in den Ästen hin und her, sodass ich ihn nicht fotografieren kann. Schnell hat das Vieh einen Namen: Nebeltukan! Wieder einmal wurden wir vom Vulkan oder genauer vom Wetter enttäuscht, aber von der prachtvollen Natur im Gegenzug belohnt.
Nach dem leckeren Frühstück, das wie immer hier in Costa Rica viel frisches Obst beinhaltete, machen wir uns auf den Weg an die West/Südwestflanke, um in dem Nationalpark zu wandern und gleichzeitig den Arenal zu beobachten. Auf der Fahrt werden die Wolkenlücken immer größer und wir immer optimistischer. Dann laufen wir los und durchqueren zunächst ein Gebiet das mit den Lavaströmen von 1968 überzogen ist. Erstaunlicherweise trifft man hier bereits wieder auf dichte Vegetation. Zwischen Schilf, Gras und Lavablöcken stoßen wir nun immer wieder auf blühende Orchideen.

Im Lavafeld von 1968:
Im Lavafeld von 1968

Eine Orchidee im Lavafeld:
Orchidee im Lavafeld von 1968

Die Westflanke des Arenal ist jetzt zum Greifen nahe und wir können einige Fumarolen sehen, die weißen Dampf freisetzen. Trotz zeitweiligem Sonnenschein kleben aber am Gipfel des Vulkans weiterhin dichte Wolken. Die Temperatur steigt rasch auf über 25°C und wir fangen mächtig an zu schwitzen. Bald befinden wir uns jedoch im dichten Regenwald, wo wir gleich auf eine Horde Brüllaffen stoßen. Diese springen in den Baumwipfeln hin und her, was das Fotografieren enorm schwierig macht.

Brüllaffe:
Brüllaffe

Dann laufen wir auf einem Rundweg durch den Regenwald der uns tief beeindruckt. Kleine Palmen stehen neben riesigen Bäumen die mit Lianen und vielen weiteren Schlingpflanzen überzogen sind. Wir entdecken das Netz einer Tarantel, das über den Boden gespannt ist. Die Spinne können wir allerdings nicht aus ihrem Loch hervorlocken. Dann stoßen wir auf eine ganze Wand aus Spinnen, die an einem Baum wabert. Die Bäume werden nun immer größer und erreichen Durchmesser von einigen Metern. Ihre Stämme sind von Würgefeigen überzogen. Wir hören zahlreiche Vogelstimmen, entdecken winzig kleine Geckos und sehen große Laufvögel.

Christoph auf dem Pfad im Regenwald:
Christoph auf dem Pfad im Regenwald

Eine Wand aus Spinnen:
Wand aus Spinnen

Blick aus dem Wald hinauf auf die Krone eines großen Urwaldbaums:
Krone eines Urwaldbaums

Christoph am Fuß eines Urwaldriesens:
Christoph am Fuß eines Urwaldriesens

Nach einer Stunde haben wir den spannenden Ausflug in den Regenwald beendet und klettern über einige große Blöcke hinauf auf die Lava der 1990'er Jahre. Auch hier entdecken wir immer wieder blühende Orchideen. Nun haben wir einen tollen Ausblick. Unterhalb des Lavafelds zieht sich der Regenwald als wunderschöner grüner Gürtel entlang und dahinter erstreckt sich der Arenalsee. Vor uns erhebt sich der jetzt gigantisch wirkende Arenal, dessen Spitze allerdings weiterhin in einer Wolkendecke steckt. Immerhin kann man jetzt die Details und Farbnuancen an der Flanke des Bergs erkennen. Wir machen es uns auf den Lavablöcken bequem und beschließen den Vulkan nun für einige Zeit zu beobachten.

Blick über das Lavafeld hinweg nach Westen auf den Regenwald und den Arenalsee:
Regenwald und Arenalsee

Blick auf die West/Südwestflanke des Arenal:
Südwestflanke des Arenal


Nach kurzer Zeit hören wir plötzlich das ferne Rumpeln von Steinen. Entlang der steilen südwestlichen Flanke des Arenal sehen wir einige kleine Blöcke hinunterkullern! Nach einigem Warten hören wir erneut das rumpelnde Geräusch und diesmal sehen wir wie mehrere große Blöcke dem steilen Hang hinunter hüpfen. Bei jedem Aufschlag hinterlassen sie eine helle Staubwolke. Das Geräusch der aufklatschenden Steine zieht sich einige zig Sekunden lang hin, aber leider bin ich mit meiner Kamera nicht schnell genug, um das Ereignis zu fotografieren. Offensichtlich brechen die Brocken am Lavadom oder Lavastrom ab, der sich im Gipfelbereichs des Arenals befindet. Leider verhüllen dicke Wolken nach wie vor die Sicht auf die Bergspitze. Auf dem Weg zurück zu unserem Wagen hören wir noch einmal Steinschlag. Dann fahren wir zu einem anderen Beobachtungspunkt, der weiter westlich liegt. Nun blicken wir genau auf die Westflanke des Bergs, die zum greifen nahe aussieht.

Blick auf die Westflanke des Arenal:
Westflanke des Arenal

Wir warten noch einige Zeit, aber leider tut sich am Berg nichts mehr. Also geht's zum Mittagessen, wieder in das Restaurant an der Straße nach Tabacón. Während wir das leckere lokale Essen einnehmen, gibt es eine kleine Wolkenlücke und wir sehen tatsächlich für wenige Minuten einmal die Spitze des Arenal. Am Abend machen wir eine Wanderung unterhalb der Nordflanke des Bergs. Wir hoffen immer noch auf Wetterbesserung. Von hier aus könnten wir prima die Lavaströme sehen, die zur Zeit aus dem Gipfelkrater austreten. Wir machen einen kleinen Ausflug in den Dschungel, hören die klickenden Geräusche der Pfeilgiftfrösche und sehen schließlich unendlich viele Glühwürmchen. Nur von der Lava sehen wir nichts. Aufziehender Nebel vermasselt uns die Beobachtung der eruptiven Aktivität.


21.03.07
Heute Morgen wollen wir noch einmal unser Glück am Aussichtspunkt oberhalb des Sees Cedeño versuchen. Noch vor Sonnenaufgang fahren wir los. Leider hat sich der Nebel nicht aufgelöst und auch die aufgehende Sonne vermag ihn nicht zu beseitigen. Allerdings steigen die Schwaden langsam höher und die Sonne zaubert schöne Lichteffekte auf die Bäume am See. An einigen der Bäume erkennt man noch Schäden, wie z.B. tote Äste. Sie stammen von einem pyroklastischen Strom, dessen Ausläufer den kleinen See am 23.08.2000 erreichten. Durch dieses Ereignis kamen auch zwei Menschen ums leben.

Blick auf den See Cedeño. Der Schuttfächer in der linken Bildhälfte markiert den pyroklastischen Strom von 2000:
Der See Cedeno

Wir sehen noch einmal den Nebeltukan vom Vortag und geben schließlich die Beobachtung auf, denn der Nebel will sich einfach nicht auflösen. Nach dem Frühstück packen wir, denn heute geht es weiter zum Vulkan Rincon de la Vieja. Die Wolkenlücken werden jetzt immer größer und dann bekommen wir doch noch den Berg in voller Größe zu sehen. Erst jetzt begreife ich, wie nah wir eigentlich die ganze Zeit hier in der Hotelanlage am Berg waren. Was hätten wir alles sehen können!

Blick auf den Arenal von der Hotelanlage Los Lagos aus:
Arenal von Los Lagos aus

Da wir noch etwas Zeit mit der Weiterfahrt haben, machen wir noch einen Abstecher in den kleinen hoteleigenen Zoo. Dort können wir Krokodile, Jesus-Echsen und große Vögel beobachten. Im Schmetterlingshaus machen wir Jagd auf den schönen blauen Morpheus-Schmetterling und tatsächlich gelingt es uns ein Exemplar mit aufgeklappten Flügeln zu fotografieren.

Krokodil:
Krokodil

Morpheus-Schmetterling:
Morpheus-Schmetterling

Dann brechen wir auf in nordwestliche Richtung. Es geht vorbei am Arenal-See, der zur Gewinnung von Elektrizität dient. Unterwegs treffen wir auf eine Horde Nasenbären, die wir kaum mehr los werden. Nach 1,5 Stunden Fahrt kommen wir auf der südwestlichen Seite des weitläufigen Stausees an. Hinweg über die tiefrote Erde am Ufer des Arenal-Sees werfen wir einen letzten Blick auf den Arenal, dessen Spitze schon wieder in Quellwolken steckt.

Nasenbären am Straßenrand:
Nasenbären am Straßenrand

Blick über den Arenalsee hinweg auf den Arenal:
Arenalsee mit Arenal

Nun fahren wir die Berge hinab nach West-/Nordwest, vorbei an großen Windanlagen, die vom ständig wehenden Wind aus der Karibik angetrieben werden. Rasch verschwindet jetzt die üppige grüne Vegetation und die Wiesen werden gelb und braun. Gleichzeitig lösen sich die letzten Wolken auf und das Thermometer im Auto steigt von 25 auf über 30°C. Vor uns erstreckt sich eine große Flache Ebene, die an die afrikanische Savanne erinnert. Vorbei an Kanälen, die vom Arenal-See gespeist werden und zur Bewässerung der zahlreichen Reisplantagen dienen, geht es weiter auf die Panamericana. Hier begegnen uns viele Trucks die Güter von Nord- nach Süd bringen. Im Norden tauchen die ersten Vulkane auf, darunter in der Ferne auch der Rincon de la Vieja. Sie gehören zu dem Kordillerengebirge Guanacaste. Wir fahren weiter nach Nordwesten in Richtung Liberia und schwitzen bei trockenheißen 35°C. In einer kleinen Ortschaft nehmen wir ein köstliches Mittagessen ein und Christoph besorgt Proviant für die nächsten Tage. Bei Liberia biegen wir nach Norden in Richtung Rincon ab und erreichen nach kurzer Zeit unsere Lodge. Nach dem Auspacken machen wir eine kurze Wanderung zu einem engen Flusstal, das sich ein Stück hinter der Lodge befindet. Die Landschaft hier erinnert mit ihren trockenen Wiesen und Büschen eher an Arizona. Bald haben wir einen tollen Ausblick hinüber zum Rincon, der noch über 10 Km entfernt ist.

Blick nach Nordosten auf das 1916 m hohe Vulkanmassiv das neben dem Rincon de la Vieja, auch den Vulkan Santa Maria beherbergt:
Vulkanmassiv des Rincon

Rincon de la Vieja:
Der Rincon de la Vieja befindet sich im Norden von Costa Rica und ist Teil der Vulkankette Cordillera Guanacaste. Der 1916 m hohe Vulkankomplex liegt zwischen den Vulkanen Tenorio und Miravalles und beinhaltet mindestens 9 eruptive Zentren. Dazu gehört neben dem ca.1895 m hohen Rincon de la Vieja selbst, auch der inzwischen inaktive Santa Maria Krater, der den höchsten Punkt des Komplexes bildet. Der aktive Krater des Rincon de la Vieja enthält einen Säuresee mit 500 m Durchmesser. Südwestlich davon erstreckt sich der Von Seebach Krater; ein ebenfalls junges Vulkangebilde. Die vulkanische Aktivität in der Region lässt sich bis in das frühe Pleistozän (vor ca. 2,5 Mio. Jahren) zurückverfolgen, als die Guachipelín Caldera entstand, die heute noch an der südlichen Basis des Vulkankomplexes sichtbar ist. Mit Hilfe der C-14 Datierung konnte ein schwerer plinianischer Ausbruch nachgewiesen werden, der sich vor ca. 3500 Jahren ereignet hat. Die Eruptionen in historischer Zeit fanden alle am Krater des Rincon de la Vieja statt. Ab 1844 sind 10 mittelschwere Ausbrüche bekannt. Im Dezember 1966 ereignete sich ein starker explosiver Ausbruch (VEI 3), der zu Zerstörungen im Umland führte. Bis 1986 kam es zu weiteren sechs stärkeren Ausbrüchen. Die letzte Eruption des Rincon ereignete sich 1998.

22.03.07
Schon um 05:00 Uhr klingelt der Wecker und ohne Frühstück fahren wir über eine holprige Piste in Richtung Rincon. Über dem Gipfel tummeln sich dicke Wolken, aber Christoph ist zuversichtlich, dass diese sich bald auflösen. Von dem ca. 800 m hoch gelegenen Eingang des Nationalparks steigen wir über einen breiten, mit Laub bedeckten Pfad dem Hang des Vulkans hinauf. Dabei sehen wir wieder viele große Urwaldbäume, deren Stämme meist von Würgefeigen überzogen sind. Hier in der größeren Höhe fällt mehr Niederschlag als im Flachland und dadurch kann sich der Trockenwald halten. Bald setzt leichter Nieselregen ein und der Himmel wird immer grauer. Je höher wir kommen, um so kleiner werden die Bäume. Schließlich dominieren Schlingpflanzen und Büsche. Der Pfad wir nun schmal und durch den feuchten Lehmboden auch etwas rutschig.

Im Trockenwald:
Im Trockenwald

Am Waldrand, ca. 300 m unterhalb des Gipfels warten wir auf besseres Wetter. Der Wind peitscht Nieselregen und Nebel über uns hinweg. Welch krasser Unterschied zur trockenen und ca. 35°C heißen Ebene! Wir warten fast 1,5 Stunden auf besseres Wetter, aber trotz kurzer Aufhellungen ist keine Tendenz zu einer nachhaltigen Besserung erkennbar. Darum kehren wir um, schließlich haben wir am nächsten Tag noch einmal eine Chance.

Blick über Büsche hinweg auf die in Wolken gehüllte Gipfelregion des Rincon:
Wolken in Gipfelregion des Rincon

Gegen Mittag treffen wir wieder am Eingang des Nationalparks ein. Hier wollen wir erst mal einen Imbiss zu uns nehmen. Wir packen einige Tüten aus, darunter eine mit Käsebrötchen. Auf einmal taucht ein Nasenbär auf, der sich ständig um unsere Bank herum treibt. Wir machen Fotos und freuen uns über den zutraulichen Kerl. Plötzlich springt er auf den Tisch und beist in die Tüten. Christoph gelingt es noch, ihm eine der Tüten zu entreisen, doch der Pizote flüchtet mit der Tüte die unsere Käsebrötchen enthält. Ich laufe ihm gleich nach, doch näher als ca. drei Meter lässt er mich nicht rankommen. Dann haut er ab in den dichten Wald und klettert auf einen Baum. Genüsslich kaut er auf unseren Käsebrötchen herum und uns bleiben nur noch ein paar Erdnüsse und Kekse!

Nun wollen wir die heißen Quellen und Schlammtöpfe besuchen, die sich unweit vom Eingang des Nationalparks befinden. Vorbei an Urwaldriesen mit Würgefeigen, laufen wir über einen Pfad durch den Trockenwald. Bald hören wir das tiefe Gekreische von Brüllaffen und gleichzeitig tauchen vor uns die ersten Dampfschwaden einer heißen Quelle auf. Jetzt weiß ich auch warum Hollywood hier den Film "King Kong" gedreht hat. In der ca. zwei Meter breiten Quelle kocht graufarbenes Wasser richtig sprudelnd. Direkt daneben sonnt sich ein großer Leguan auf einem Stein. Dampfschwaden mischen sich zwischen das üppige Grün, das hier am Rand der Quellen besonders gut zu gedeihen scheint.

Würgefeigen umschließen einen Urwaldriesen:
Würgefeigen

Dann stehen wir vor einem Schlammvulkan. In seinem ca. drei Meter breiten Krater kocht grauer Schlamm und macht dabei brodelnde Geräusche. Schwefelgeruch liegt in der Luft. Beeindruckend! Es geht vorbei an weiteren kleinen heißen Quellen. Ihre Ränder sind durch Mineralablagerungen mal rötlich-braun, mal gelb, grün oder weiß gefärbt. Der Wald hat sich inzwischen gelichtet und die tieferstehende Nachmittagssonne verstärkt noch das Farbenspiel. Wir wandern durch eine Landschaft aus dunklen Felsen und gelbgrünen Grasbüscheln bis vor uns ein großer Schlammpool auftaucht. Darin kocht hellgrauer Schlamm, der an einen Topf mit Reisbrei erinnert. Immer wieder platzen die zähen Blasen mit einem lauten "Blupp" und schleudern dabei einen dicken Tropfen Schlamm in die Luft. Gleichzeitig entstehen um die Blasen konzentrische Ringe. Wir könnten dem Schauspiel noch Stunden zuschauen!

Ein Schlammvulkan:
Ein Schlammvulkan

Schlammquellen umgeben von farbigen Ablagerungen:
Schlammquellen

Kochender Schlamm in einem großen Schlammtopf:
Kochender Schlamm

Es geht vorbei an kleinen Akazienbäumen, die teilweise sogar noch gelb blühen bis zu einem größeren Tümpel, der mit runden rötlichen Felsen gefüllt ist. Dazwischen kocht überall grauer Schlamm der bald in farbenprächtige Ablagerungen übergeht. Dahinter erhebt sich der tiefgrüne Wald. Traumhaft! Vorbei an einem kleinen See, dessen Wasser eine hellblaue Farbe aufweist und an dessen Ufer Dampf aufsteigt, laufen wir zurück zum Eingang des Nationalparks.

Im Vordergrund ein Gebiet mit heißen Quellen und dahinter der Trockenwald:
Heiße Quellen und Trockenwald

Schöne Farbkontraste auf dem Rückweg:
Farbkontraste auf Rückweg

23.03.2007:
Auch heute geht es gleich um 05:00 Uhr los. Zunächst wollen wir einen Wasserfall besuchen und dann noch den Rincon besteigen. Schließlich muss ja irgendwann unsere Pechstrehne mit dem Wetter abreisen. Vom Eingang des Nationalparks aus laufen wir durch den Wald in westliche Richtung. Wir treffen auf eine Horde Spidermonkeys, die zwischen den Baumwipfeln umher springen und ein ganz schönes Gekreische veranstalten. Dann verlässt der Pfad den Wald und wir laufen ein Stück durch die Steppe. Dabei haben wir einen schönen Blick auf den Gipfel des Rincon, der immer noch von einer Wolkenmütze geschmückt wird. Allerdings sind heute deutlich weniger Wolken unterwegs als gestern, was uns hoffnungsvoll stimmt.

Blick über die Steppe hinweg nach Norden auf die Ausläufer des Rincon:
Steppe und Ausläufer des Rincon

Nun führt der Weg hinab in ein Tal und über viele Geländestufen und Felsen steigen wir hinunter bis zu einem Fluss. Der Wald ist jetzt wieder dichter geworden und hinter einigen großen Felsen taucht ein türkisfarbenes Becken auf. Es ist umringt von steilen Felswänden an denen Schlingpflanzen herunterhängen. Vor uns stürzt ein wunderschöner Wasserfall in die Tiefe und donnert in das Becken. Traumhaft! Vorsichtig steige ich in das anfänglich recht kühle Wasser. Nach der Wanderung macht das Baden aber viel Spaß und ist eine angenehme Abkühlung. Nachdem ich auf einen Felsen geklettert bin um mich zu trocknen, fällt eine Horde Sandfliegen über mich her! Ihre Stiche jucken sehr. Nach einem Frühstück, das wie gestern aus Keksen besteht, macht sich Christoph mit mir auf den Weg zum Rincon, während Andrea und Erhard noch bis zum Nachmittag hier am Wasserfall bleiben wollen.

Der Wasserfall:
Wasserfall am Rincon

Christoph zieht das Tempo an, denn wir haben nicht viel Zeit für unsere Besteigung. Bei großer Hitze laufen wir in knapp einer Stunde die 6 Km vom Wasserfall zurück. Ich komme mächtig ins schwitzen und trinke erst mal einen ganzen Liter Wasser. Dann geht es dem Rincon hinauf. In dem kühlen Wald lässt es sich wieder besser laufen und wir kommen gut voran. Als wir einen kleinen Imbiss einnehmen wollen, treffen wir auf eine Horde Affen. Diese regen sich fürchterlich über uns auf und versuchen auf uns herab zu pinkeln. Dann fliegt auch noch ein großer Knüppel in unsere Richtung! Wir beschließen schnell weiterzugehen, da uns die Sache unangenehm wird. Während dem weiteren Aufstieg raschelt es immer wieder im Gebüsch und wir sehen oft kleine Schweinchen. Heute sind viel mehr Tiere unterwegs als gestern. Dann sieht Christoph auch noch eine schwarze Schlange. Nach zwei Stunden treffen wir an der Baumgrenze ein. Über dem Gipfel hängen noch einige Wolken, aber die Bedingungen sind doch viel besser als am Vortag. Jetzt folgt ein für mich recht anstrengender Abschnitt. Über große Geländestufen geht es durch letzte Vegetation recht steil nach oben. Mich verlässt die Kraft in den Beinen und ich komme viel langsamer voran als geplant. Doch Christoph treibt mich immer weiter an und bald steigen wir über eine Geröllhalde hinauf in Richtung des "Von Seebach - Krater". Seine Außenflanke ist von tiefen Erosionsrinnen durchzogen. Der Blick von hier aus ist gigantisch und in der Ferne kann man sogar den Pazifik sehen.

Blick über den Hang (unsere Aufstiegsroute) des Rincon hinweg nach Südwesten auf die Ebene:
Blick vom Rincon nach Südwesten

An der Außenwand des "Von Seebach - Krater":
Von Seebach Krater

Vorbei an dem Krater kommen wir auf eine Art Plateau. Der Boden ist hier von dunkler und rötlicher Schlacke überzogen. Immer wieder treiben Nebelbänke über uns hinweg und ich bin skeptisch, ob ich wirklich den Kratersee des Rincon zu Gesicht bekomme. Am liebsten würde ich mich jetzt hinsetzen und erst mal Pause machen, aber Christoph macht weiter druck. Wir laufen über einen schmalen Grat. Links von uns fällt der Hang recht steil ab und geht dann prompt in einen neuen Kegel über. Von diesem steht aber nur noch ein kleiner Rest. Rechts fällt der Hang einige hundert Meter ab bis hinunter zu einer kleinen Lagune, die von Vegetation umgeben ist. Bald weitet sich der Grat und wir stehen auf dem Kraterrand des Rincon! Zunächst ist nichts zu erkennen, doch dann lichten sich die Wolken und der gigantischen Kratersee wird sichtbar. In der Ferne hört man einige Fumarolen fauchen. Diese haben am gegenüberliegenden Seeufer quietschgelbe Schwefelablagerungen produziert. Vom See steigt gleichzeitig stechend riechendes Schwefeldioxid auf. Sehr beeindruckend! Ich fotografiere jetzt wie wild, denn schon bald kann alles wieder in dichte Wolken gehüllt sein.

Blick dem Kegel hinab auf Christoph am Kraterrand:
Christoph am Kraterrand des Rincon

Blick dem östlichen Kraterrand entlang nach Norden:
Östlicher Kraterrand des Rincon

Blick der südlichen Kraterwand entlang:
Südliche Kraterwand des Rincon

Der Kratersee des Rincon:
Kratersee des Rincon

Fumarolen und Schwefelablagerungen am westlichen Seeufer:
Fumarolen am westlichen Seeufer des Rincon

Ich bin wirklich oben:
Ich bin wirklich oben

Nach 30 Minuten wird es wieder Zeit für den Abstieg, schließlich warten Andrea und Erhard auf uns und wir sind schon über der Zeit. Für den Abstieg wählt Christoph einen kürzeren aber dafür steileren Weg. Durch enge Erosionsrinnen, die sich tief in den rutschigen Lehmboden eingegraben haben, steigen wir dem Hang hinab. Dabei sauen wir unsere Beine und Hosen ganz gut ein. Schnell ziehen wieder dunkle Wolken auf und jetzt begreifen wir, welches Glück wir hatten, dass wir den See überhaupt sehen konnten. Begleitet von Nieselregen geht es hinab in ein enges Flusstal. Dort hängt ein Seil mit dem ich mich auf die andere Seite des Weges schwingen soll. Da meine Beine mehr und mehr schlapp machen, reicht es für mich nur noch zum abseilen, was aber auch geht. Durch eine Lehmgrube klettere ich zu einem weiteren Seil und dann befinden wir uns endlich am Fluss. Auf der anderen Seite müssen wir noch einmal einem steilen Hang hinauf, bevor wir uns wieder auf dem mir bekannten Pfad befinden. Nach zwei Stunden Abstieg haben wir den Wagen erreicht, wo Andrea und Erhard bereits ungeduldig auf uns warten. Am Abend genießen wir das gute Essen in der Lodge und stoßen auf unsere Vulkanbesteigung an.

24.03.2007:
Heute fahren wir an die Pazifikküste zu unserem nächsten Hotel, das sich in der Nähe des Nationalparks Manuel Antonio befindet. Es geht wieder auf die Panamericana und über Liberia in Richtung Süden. Bei Puntarenas sehe ich zum ersten mal den Pazifik. Hier liegen einige Frachtschiffe auf Rede. Die Schwüle hier ist unglaublich und die 35°C sind viel schwerer zu ertragen, als noch heute morgen im trockenen Nordwesten. Dann halten wir am Rio Tarcoles. In dem Fluss, der einige Kilometer weiter in den Pazifik mündet, tummeln sich zahlreiche Krokodile. Von einer Brücke aus können wir gut beobachten, wie sich die teilweise mehrere Meter langen Tiere vom Fluss auf das Ufer schleppen, um dort in der Sonne zu schlafen.

Die Krokodile am Ufer des Rio Tarcoles:
Krokodile am Ufer des Rio Tarcoles

Nun geht es parallel zur Küste immer weiter nach Süden. Die Brücken werden immer abenteuerlicher! Es handelt sich um ehemalige Eisenbahnbrücken. Sie sind sehr schmal, rostig und die Fahrbahn besteht aus zusammengestückelten Eisenbahnschwellen; manchmal fehlt auch eine Schwelle! Weiter geht's bis zum Ferienort Quepos, den wir nur über eine Umleitung erreichen. Auf der holprigen Piste fängt plötzlich unser Auspuff an zu klappern und Christoph fürchtet, das wir mal in einer Werkstatt vorbei fahren müssen. Gegen 16:00 Uhr treffen wir in unserem Hotel ein, das sich nur wenige Kilometer vom Nationalpark entfernt befindet. Nach dem schweißtreibenden Auspacken entspannen wir bei Imperial und Chips bis zum Sonnenuntergang am Pool. Anschließend folgt ein leckeres Abendessen. Auch heute gehen wir wieder zeitig ins Bett.


25.03.2007
Heute ist Sonntag, aber trotzdem sind wir schon wieder um 07:00 Uhr auf den Beinen, da wir den Nationalpark besuchen wollen. Unser Frühstück nehmen wir im Ort Manuel Antonio ein, der dem angrenzenden Nationalpark seinen Namen gab. Hier herrscht die typische Atmosphäre eines Badeorts. Die Strandpromenade ist gesäumt von vielen Restaurants, Bars und Souvenirläden. Dazu Kokospalmen und weißer Strand auf dem sich einige langhaarige Surfer und Damen in Bikinis tummeln. Wir laufen los zum Eingang des Nationalparks. Da gerade Flut herrscht, müssen wir noch mit einem kleinen Boot einige Meter übersetzen. Als wir ankommen, sind wir schon durchgeschwitzt. Die Schwüle hier ist wirklich unglaublich. Am liebsten würde ich mich jetzt schon in den Pazifik stürzen!

Der weiße Strand am Eingang des Nationalparks:
Strand am Eingang vom Manuel Antonio

Vorbei an vielen Touristen geht es über einen gut ausgebauten Weg, der parallel dem Strand entlang führt, durch den Regenwald. Schon nach kurzer Zeit entdecken wir einen Ameisenbär! Selbst hier ist dieses Tier recht selten zu beobachten. Das braun-beige gefleckte Tier hat gar keine Angst und kommt langsam auf die Menschentraube zu, die sich inzwischen auf dem Pfad gebildet hat. Dann klettert der Bursche auf einen kleinen Baum und versucht anschließend auf einen dicken Stamm zu gelangen. Dabei macht er ein Spagat und es sieht fast so aus, als ob er jeden Moment vom Baum fallen würde. Alle Leute amüsieren sich über den tollpatschigen Kerl.

Der Ameisenbär:
Ameisenbär

Wir laufen weiter in den Dschungel und plötzlich staune ich über eine Schnecke, die regelrecht über den Boden rast. Als ich das Schneckenhaus anhebe, habe ich die Erklärung für dieses Rätsel. Es handelt sich um einen Einsiedlerkrebs. Diese Tiere besorgen sich irgend eine Wohnung und tragen sie dann mit sich herum; meist sind dies leere Schneckenhäuser. Im Laub raschelt es jetzt überall und wir sehen tiefrote Krabben, die etwa die Größe einer Hand erreichen. Allerdings sind sie sehr flink und nur schwer zu fotografieren. Unter dem Laub befinden sich ihre Höhlen, in die sie schon bei der geringsten Erschütterung flüchten. Der Küstenregenwald zeichnet sich aber nicht nur durch viele Tiere, sondern auch durch reiche Vegetation aus. Hier überwiegen Palmen, manche sind sogar mit langen Nadeln bestückt.

Palmen im Regenwald:
Palmen im Küstenregenwald

Wir besteigen einen Hügel und blicken von der Steilküste hinunter auf das türkisfarbene Meer. Im Hintergrund befindet sich eine kleine Insel über der Fregattvögel kreisen. Ich schwitze jetzt unglaublich und frage mich was ich eigentlich noch hier im Wald mache, wo das kühle Meer doch so nah ist! Nun geht es wieder dem Hang hinab und schließlich erreichen wir eine kleine Sandbucht. Jetzt nutze ich die Chance für ein kurzen Sprung in den Pazifik. Aber nix mit Abkühlung: Das Wasser ist so warm wie in einer Badewanne!

Am Strand:
Am Strand

Dann laufen wir dem Strand entlang, wo wir nach kurzer Zeit auf eine Horde Kapuzineraffen treffen. Die Tiere sind recht friedlich und lassen sich auch ganz gut fotografieren.

Kapuzineraffe mit Nachwuchs auf dem Rücken:
Kapuzineraffe

Ein Leguan beim Sonnenbad am Strand:
Leguan am Strand

Nun geht's immer tiefer in den Dschungel und schließlich treffen wir auf eine Menschenmasse. Diese beobachten ein Faultier, das hoch in den Bäumen sitzt. Leider lässt es sich gegen das Licht nur schlecht fotografieren. Wir werden nun auch immer fauler und lassen uns bald am Strand nieder. Nach dem ich noch einmal im Pazifik gebadet habe, lege ich mich auf mein Badetuch und beginne genüsslich einige mit Marmelade gefüllte Plätzchen zu naschen. Plötzlich springt mir ein großer Leguan auf den Bauch und beist in die Plätzchenpackung! Vor Schreck springe ich auf. Das verfressene Biest hat mir mit seinen scharfen Krallen einige Kratzer verpasst. Dann kommen Andrea und Erhard aus dem Wasser und wollen ebenfalls die Plätzchen genießen. Schon wieder ist der Leguan da! Erhard reist die Packung nach oben und das Vieh springt hinterher. Fast einen Meter hoch springt das verrückte Tier!  Auf dem Weg zurück lachen wir immer noch über den Leguan, den wir nur noch Krümelmonster nennen. Am Abend genießen wir den Sonnenuntergang am Strand und anschließend essen wir in einem exzellenten Restaurant köstlichen Fisch.

Sonnenuntergang über dem Pazifik:
Sonnenuntergang


26.03.2007
Heute fahren wir hinauf in die Berge zu einer Lodge, die zwischen den Vulkanen Turrialba und Irazu liegt. Mit immer noch klapperndem Auspuff machen wir uns über eine holprige Geländepiste zunächst auf in Richtung Süden. Dabei begegnen uns Unmengen an LKWs die Obst geladen haben. Hier an der Pazifikküste werden vor allem Ananas und Bananen angebaut. Daneben gibt es auch große Palmenplantagen. Diese dienen zur Gewinnung von Palmöl. Allmählich geht es nach Osten in die Berge. Die Aussicht wird herrlich und die Temperaturen wieder angenehmer. In San Isidro machen wir eine kleine Pause, bevor wir wieder auf die Panamericana treffen.

In San Isidro:
In San Isidro

Nun geht es immer weiter in die Berge der Cordillera de Talamanca und bald erreichen wir auf über 3000 m Höhe den höchsten Punkt der gesamten Panamericana. Wir fahren weiter in nordwestliche Richtung bis ein großes Tal vor uns liegt, in dem sich die Stadt Cartago befindet. Dahinter ragt ein Bergmassiv auf, das die beiden Vulkane Turrialba und Irazu beherbergt und Teil der Cordillera Central ist.

Blick auf Cartago mit Bergmassiv im Hintergrund:
Cartago und Bergmassiv

Als wir die Stadt durchqueren sehen wir auch ganz kurz die Ruine der Kathedrale; ein schweres Erdbeben hatte Cartago im Jahre 1910 verwüstet. Es geht wieder den Bergen hinauf, vorbei an Kartoffel- und Gemüsefelder bis schließlich nur noch Wiesen und Wälder die Landschaft zieren. Der Weg wird jetzt immer schlechter und verwandelt sich allmählich in einen üblen Feldweg mit großen Schlaglöchern. Hoffentlich verlieren wir jetzt nicht unseren Auspuff! Dann tauchen wir in dichten Nebel ein. Als er sich wieder lichtet, taucht rechts von uns der Vulkan Turrialba auf. Drumherum gibt es grüne Weiden die mit Zäunen abgetrennt sind. Einzelne, mit Bromelien überzogen Urwaldriesen bereichern die schöne Landschaft, die mich an unsere deutschen Mittelgebirge erinnert. Sind wir wirklich noch in Costa Rica? Endlich erreich wir die Turrialba-Lodge. Als wir aussteigen bekommen wir erst einmal einen Kälteschock. Es sind nur noch 14°C! Das ist gegenüber den schwülen 32°C von heute morgen ein Unterschied wie Tag und Nacht.

Wabernder Nebel am Fuß des Turrialba:
Nebel am Fuß des Turrialba

Hauptgebäude der Turrialba-Lodge:
Turrialba-Lodge

Wir beziehen unser Häuschen in der gemütlichen Finka und genießen von der Veranda aus den Sonnenuntergang am Turrialba. Dann wird uns eine leckere Kartoffelsuppe serviert. Das ist jetzt genau das Richtige, denn wir sind total durchgefroren. Nach dem landestypischen Abendessen geht es ab ins Bett, denn das ist hier wirklich der wärmste Platz!

Turrialba:
Der Turrialba befindet sich am östlichen Ende der Cordillera Central. Er ist zugleich der östlichste Vulkan Costa Ricas und einer der größten des Landes. Der 3329 m hohe Schichtvulkan, der aus Basalt/Dacit-Lava aufgebaut ist, besitzt drei Krater die sich innerhalb des 2200 m breiten, nach Nordosten geöffneten Gipfelkraters befinden. Außerdem erheben sich an seiner südwestlichen Flanke zwei Kegel aus pyroklastischem Material. Der heutige Vulkanbau war schon vor rund 10.000 Jahren präsent. Innerhalb der letzten 3500 Jahren  haben sich fünf große explosive Eruptionen ereignet. Der letzte große Ausbruch (VEI 3) fand im Jahre 1866 statt. Dabei kam es zu explosiver Tätigkeit im Zentralkrater, was zu Ascheregen und zu Schlammströmen (Lahars) führte. Seit dem ist der Krater verschlossen und setzt lediglich über Fumarolen Gas frei. Zur Zeit konzentrieren sich die Fumarolen auf den zentralen und insbesondere südwestlichen Krater.


27.03.2007
Nach kühler Nacht erwachen wir bei herrlichen Sonnenaufgang. Dazu klare Luft und Vogelgesang. Auf den Wiesen wabert der Bodennebel und die Sonne blinzelt durch die Bäume. Fantastisch! Wir ziehen uns dick an und gehen zum Frühstück. Dabei fällt uns auf, dass an der Südwestflanke des Bergs etwas Dampf aufsteigt! Dabei handelt es sich um Fumarolen. Nach Aussage von Julio dem Stallchef, haben sich die Ausgasungen des Turrialba in den letzten Monaten verstärkt. Heute wollen wir den Vulkan auf dem Rücken von Pferden bezwingen. Wir sind schon sehr auf den Turrialba gespannt und fragen uns vor allem, wie dämlich wir uns wohl beim Reiten anstellen werden!

Blick auf den Turrialba am Morgen:
Turrialba am Morgen

Nach dem Frühstück haben wir noch etwas Zeit. Diese nutze ich für einige Fotos von Kolibris. Die Vögel schwirren hier um einige Futterspender herum und lassen sich so relativ einfach fotografieren. Unterdessen schaut Christoph nach dem klappernden Auspuff unseres Wagens und stellt fest, dass dieser lediglich aus der Verankerung gesprungen ist. Gemeinsam gelingt es uns das Problem innerhalb von fünf Minuten zu lösen.

Kolibri am Futterspender:
Kolibri am Futterspender

Endlich bekommen wir unsere Helme verpasst und Carlos, der Stallbursche führt uns zu den Pferden. Das Aufsitzen klappt einfacher als gedacht und bald ist auch eine Gruppe von spanischen Touristen versorgt. Alle reiten auf Kommando los, nur mein Pferd bleibt stehen! Muss ich jetzt irgend etwas machen? Wo ist der Startknopf!  Endlich trottet auch mein Pferd los, doch es scheint sehr müde zu sein und treibt sich ständig am Ende des Pulks herum. Erst als Carlos ein Kommando gibt, rast es plötzlich im Galopp los! Das ist jetzt aber ganz schön heftig! Bald habe ich die Meute wieder eingeholt und es geht gemütlich weiter. Unterwegs sehen wir Bauern Kartoffel stecken und viele Kühe, Pferde und Schafe grasen. Dann wird die Vegetation dichter und steiler. Wir kommen an Disteln und vielen gelben, roten und weißen Blüten diverser Korbblütler vorbei. Schließlich sehe ich den Dampf aus dem aktiven Krater aufsteigen. Nach einer Stunde und 45 Minuten sind wir endlich angekommen und ich bin froh, dass ich wieder festen Boden unter meinen Füßen habe.
Sofort begeben wir uns auf den Weg hinunter in den Krater, der leider zeitweise mit Wolken gefüllt ist. Vorbei an "Poor Mans's Hat" und diversen Gräsern steigen wir über den gut ausgebauten Pfad dem Hang hinab. Zunächst rückt eine kleinere runde Vertiefung in unser Blickfeld; hierbei handelt es sich um den alten nordöstlichen Krater.

Blick hinunter auf den alten nordöstlichen Krater:
Nordöstlicher Krater des Turrialba

Durch ein Meer aus Lavabrocken, das mit einzelnen großen Grasbüscheln durchsetzt ist, marschieren wir dann in Richtung der Dampfschwaden. Allmählich kommt der, mit farbigen Ablagerungen überzogene, aktive Kraterbereich näher. Schwefelgeruch steigt in unsere Nasen. Schließlich stehe ich vor dem zentralen, jüngeren Krater, der allerdings auch relativ inaktiv aussieht und von Geröll und Asche blockiert ist. Erst weiter hinten, im südwestlichen Bereich des Turrialba wird es interessant: Eine graue bis bräunliche Wand ragt empor und aus Spalten setzen Fumarolen weißen Dampf und Gas frei. Dahinter ist ein weiterer Krater zu erkennen, aus dem große weiße Wolken aufsteigen. Leider ist dort der Zutritt verboten, aber links und rechts von uns gibt es auch einige Fumarolen und schöne Schwefelablagerungen. Ich mache viele Fotos und sammle Steine die mit Schwefelkristallen überzogen sind. Endlich lässt sich die Sonne blicken und zaubert herrliche Farben hervor. Besonders Andrea und Erhard, die einem aktiven Vulkan bisher noch nie so nahe gekommen waren, sind fasziniert.

Der nahezu inaktive zentrale Krater des Turrialba:
Der zentrale Krater des Turrialba

Die dampfende Wand, die den zentralen vom südwestlichen Krater trennt:
Dampfende Wand am südwestl. Krater des Turrialba

Schwefelablagerungen aus Fumarolen am nördlichen Rand des zentralen Kraters, mit dem südwestlichen Krater im Hintergrund:
Schwefel und dampfende Wand am Turrialba

Auch Christoph, der den Turrialba in den letzten Jahren ja schon mehrfach besucht hat, ist erstaunt über die gesteigerte Aktivität des Vulkans. Während er uns noch einiges über die Geschichte des Turrialba erzählt, steigen wir wieder hinauf auf den Kraterrand. Dabei kommen wir ganz schön ins Keuchen, denn wir befinden uns auf rund 3300 m Höhe. Doch sogar noch hier, in dieser relativ großen Höhe sehe ich einige Kolibris, die an den Blüten Nektar naschen. Oben wartet Carlos mit Limonade und Brötchen auf uns. Nach dem kleinen Imbiss reiten wir zurück zu unserer Lodge. Inzwischen zieht es sich wieder zu und wir freuen uns, das wir so großes Glück hatten den Vulkankrater bei Sonnenschein zu erwischen!
Nach dem Mittagessen wollen Christoph und ich noch Jagd auf den Quetzal machen, dem Nationalvogel Costa Ricas. Wir laufen über die Weiden hinter der Lodge und klettern dabei immer wieder unter Stacheldrahtzäunen durch. Es geht vorbei an großen Farnen und Bäumen mit zahlreichen Bartflechten. Plötzlich ruft Christoph "Da fliegt einer!". Tatsächlich fliegt ein Vogel mit sehr langem Schwanz durch die Luft und verschwindet in einem der Bäume "Da noch einer!", rufe ich. Wir beobachten wie der zweite Quetzal in einem Baum landet und schleichen uns vorsichtig heran. Dann können wir den petrolfarbenen Schwanz erkennen und ich mache einige Fotos. Leider fängt es genau in diesem Moment an zu regnen und es ist sehr schwer den Vogel im Baum und gegen das Licht zu fotografieren. Während ich mich an den Baum schleiche, will Christoph versuchen den evtl. wegfliegenden Vogel mit der Kamera zu erwischen, was ihm dann auch gelingt. Auch Christoph hat den prachtvollen Vogel noch nicht so oft gesehen und wir hatten wieder einmal riesiges Glück!

Farne am Weg hinter unserer Lodge während der Quetzaljagd:
Farne am Wegerand bei Quetzaljagd

Irazu:
Der Irazu ist mit 3432 m der höchste Vulkan Costa Ricas. Er gehört zur Cordillera Central und befindet sich westlich vom Vulkan Turrialba. Der Irazu ist nur ca. 20 Km von der Stadt Cartago entfernt. Beim Irazu handelt es sich um einen Schichtvulkan, der sicherlich mehrere hunderttausend Jahre alt ist. In seinem breiten und flachen Gipfelbereich weist er zwei Krater auf, wobei einer inaktiv ist. Der westliche, seit historischer Zeit aktive Krater besitzt einen See von variabler Größe und Farbe. An der Südflanke des Irazu sind mindestens 10 Seitenkrater vorhanden. Hier kam es vor 14.000 Jahren zu der letzten nachweisbaren Freisetzung von Lavaströmen; die massiven Lavaemissionen sind unter der Bezeichnung Cervantes-Ströme bekannt. Die erste dokumentierte Eruption des Irazu ereignete sich im Jahre 1723, als Cartago fast völlig zerstört wurde. Danach kam es immer wieder zu explosiven Ausbrüchen, wobei sich der schwerste (VEI 3) in den Jahren 1963 - 1965 ereignete. Schlammströme zerstörten Gehöfte und kleine Ortschaften und ca. 40 Menschen fanden dabei den Tod. Ascheregen ging auf die nähere Umgebung und auch auf San Jose nieder. Die letzte Eruption des Irazu ereignete sich im Dezember 1994, als bei einer kleinen phreatischen Explosion ein ca. 80 m breiter Krater an der Nordwestflanke aufgerissen wurde. Zurzeit zeigt der Vulkan lediglich ruhige Gasfreisetzung aus Fumarolen.


28.03.2007:
Nach einer erneut frischen Nacht, aber leckerem Frühstück machen wir uns gegen 08:00 Uhr mit dem Wagen auf den Weg zum Vulkan Irazu. Es geht über einen holprigen Feldweg mit tiefen Gleisen und Löchern und jetzt verstehe ich, warum Christoph gestern so froh war, dass der Auspuff wieder in Ordnung ist. Normalerweise wird die Strecke geritten, aber da wir so eine kleine Gruppe sind, haben wir dieses mal den Geländewagen; wir sind sehr froh, dass wir heute nicht schon wieder aufs Pferd müssen, denn uns tut noch der Hintern von gestern weh! Nach über einer Stunde Fahrt liegt plötzlich ein großer Erdhaufen vor uns, den kurz zuvor ein Bauer dort hin gekippt hatte. "Da kommen wir nie und nimmer drüber!", meint Christoph. Also steigen wir alle aus und verteilen die Erde mit den Füßen auf der Straße. Mit den bloßen Händen wühle ich große Steine und Felsbrocken heraus und schiebe sie in den Graben. Nach ca. 20 Minuten haben wir die Erde so gut verteilt, dass Christoph darüber hinweg fahren kann. Es sind nur noch 20 Meter bis zur gut ausgebauten Landstraße und es wäre fatal gewesen, hätten wir die ganze Strecke zurück fahren müssen. Dann hätten wir den Irazu wohlmöglich gar nicht mehr gesehen!
Nach kurzer Zeit treffen wir am Eingang vom Nationalpark Irazu ein, wo Christoph die übliche Gebühr entrichtet. Vom Parkplatz aus sind es nur einige hundert Meter bis zum Krater. Wir laufen über eine sandige Plattform und rechts von uns liegt der große inaktive Krater des Irazu. Dann stehen wir am Geländer und blicken hinab in den Hauptkrater. Die grauen Wände fallen steil ab bis hinunter in den Kratersee. Dieser hat eine faszinierende giftgrüne Farbe, die sicherlich von Eisenverbindungen verursacht wird. Algen können sich dort nicht halten, denn das Wasser ist sehr sauer und voller Schwefelgase. Hinter dem Krater erstreckt sich ein Feld aus vielen kleinen Quellwolken, die von der Karibik herein driften. Wir können von dem Szenario nicht genug bekommen und machen viele Fotos.

Der alte, nordöstliche Krater des Irazu:
Alter nordöstlicher Krater des Irazu

Blick hinunter auf den Kratersee des Irazu:
Kratersee des Irazu

Zoom auf den Kratersee:
Zoom auf Kratersee

Dann fahren wir noch ein Stück weiter hinauf auf den höchsten Punkt des 3432 m hohen Irazu. Hier stehen viele Antennen und wir haben noch einmal eine andere, ebenfalls reizvolle Perspektive auf den Kratersee. Doch schon ziehen die ersten Wolken auf und schieben sich über den Kraterrand. Wir hatten wieder einmal viel Glück!

Blick vom höchsten Punkt aus auf den Hauptkrater mit See und den alten Krater rechts:
Blick vom höchsten Punkt des Irazu

Nun geht es dem Berg hinab in Richtung San Jose. Wir kommen an Gemüse-, Raps- und Kartoffelfeldern vorbei. Dann wird es höchste Zeit für einen Kaffee. Christoph verspricht uns eine Überraschung und tatsächlich: Sämtliche Wände des Cafés das wir nun besuchen sind mit Visitenkarten gespickt, die die Gäste zurückgelassen haben. Es müssen viele tausend sein. Es ist interessant die Karten zu lesen. Vielleicht ist ja ein Bekannter darunter? Nach dem Kaffee pinne auch ich eine Visitenkarte von mir an die Wand.
Wir fahren weiter dem Hang des Irazu hinab und vorbei an Cartago in Richtung San Jose. Wir müssen die Hauptstadt Costa Ricas durchqueren und der Verkehr ist hier immer ziemlich dicht. Christoph kennt sich aber gut aus und bald sind wir wieder auf der Autobahn. Vorbei an vielen Zuckerrohrfeldern fahren wir nun in Richtung Alajuela. Zunächst besuchen wir jedoch eine Schlangenfarm. Hier bekommen wir von einer netten Dame eine Menge über Schlangen erzählt und werden zu vielen Terrarien geführt. Über 50 verschiedene Arten kann man hier bewundern. Ich bin wirklich erstaunt, wie gut sich die Tiere tarnen können. Manchmal müssen wir minutenlang in die Glaskästen schauen, bis wir die Schlangen entdecken. Im Regenwald hätten wir da wirklich keine Chance gehabt. Dann dürfen wir auch mal eine harmlose Schlange in die Hand nehmen. Sie fühlt sich glatt und kühl an und gleicht in ihrem Aussehen fast der giftigen Korallenschlange; nur die schwarzen Ringel sind gegen schwarzweiße ausgetauscht. Nach den sehr interessanten zwei Stunden, die rasch vergangen sind, begeben wir uns nun entgültig auf die Fahrt nach Alajuela. Dort treffen wir am Nachmittag im Hotel Buenavista ein, wo wir schon am Anfang der Reise zu Gast waren.
Nach dem Auspacken besuche ich noch schnell die Kaffeeplantage hinter dem Hotel, die einen Lehrpfad enthält. Zur Zeit blühen die Kaffeepflanzen und nur vereinzelt sieht man noch ein paar Früchte. Diese enthalten die Kaffeebohne, die mit der Hand gelesen und in einem aufwendigen Verfahren weiterverarbeitet werden muss. Der Hauptanteil des Kaffees in Costa Rica ist von der Sorte Arabica. Große Mengen davon werden in die U.S.A. und nach Deutschland exportiert.

Blühende Kaffeepflanze mit zwei Früchten:
Blühende Kaffeepflanze

Poas:
Der 2704 m hohe Poas befindet sich unweit von der Hauptstadt San Jose. Er liegt zwischen den Vulkanen Porvenir und Barva und ist somit ebenfalls Teil der Cordillera Central. Der komplexe Schichtvulkan, der aus Basalt/Dacit-Lava aufgebaut ist, besitzt drei Krater die entlang einer Linie von Nord nach Süd verlaufen. Im Norden befindet sich der erodierte und bewaldete Von Franzius Krater; der älteste Krater des Poas. Im Süden liegt der ebenfalls inaktive Botos, der einen Süßwassersee aufweist. Hier kam es zuletzt vor ca. 7500 Jahren zu einer Eruption. Zwischen den beiden befindet sich der aktive Krater des Poas, der einen geothermal geheizten See besitzt. Er ist unter dem Namen Laguna Caliente bekannt und gehört zu den sauersten Kraterseen der Erde. Der aktive Krater des Poas ist einige tausend Jahre alt und war immer wieder Schauplatz phreatischer Explosionen. Die erste bekannte historische Eruption ereignete sich im Jahre 1828. Seit dem blieb der Poas regelmäßig aktiv, wobei die Eruptionen nie besonders stark waren und keine Opfer forderten. Die stärkste Eruption ereignete sich im Jahre 1910 als eine 4 Km hohe Aschesäule aufstieg und das Material in der Umgebung niederregnete. Nach einer weiteren stärkeren Eruption im Jahre 1952 wuchs im nachfolgenden Jahr im Krater ein kleiner pyroklastischer Kegel. Dieser kollabierte später teilweise und wurde in seinem Nordteil vom heutigen Kratersee ersetzt. Danach folgten geysirartige Eruptionen. Bis 1987 hatte sich der See auf 65°C erhitzt und verschwand allmählich. 1989 gipfelte dies dann in einer Asche- und Dampferuption. Diese intensivere Phase hielt bis 1994 an, als durch eine Eruption die Sedimente des Kratersees über einem großen Gebiet niedergingen. Es folgte eine weitere Eruption bei der Blöcke innerhalb des Kraters ausgeworfen wurden und es  in der Region um den Poas zu Ascheregen kam. Danach entstand bald ein neuer Kratersee. 2006 kam es zu zwei kleineren phreatischen Eruptionen: Dabei verschwand im März ein kleines Stück des Restkegels von 1953 und gleichzeitig wurden Blöcke und Sedimente des Sees ausgeworfen. Im September wurden Felsen und Schlamm bis auf den westlichen Kraterrand geschleudert. Weiteres ausgeworfenes Material der Explosion konnte noch in 10 Kilometer Entfernung nachgewiesen werden. Seit 2004 wurde ein Anstieg der Seetemperatur von 25°C auf zuletzt 58°C beobachtet (Stand 12/2006). Gleichzeitig begann der See im saurer zu werden, denn der pH-Wert fiel von ca 1.2 auf 0.4!


29.03.2007
Um 06:30 Uhr geht's zum Frühstück und bereits um 07:00 Uhr sitzen wir im Wagen, denn wir wollen heute noch einmal unser Glück am Poas versuchen und möglichst früh dort sein. Noch sind kaum Wolken am Himmel und es sieht viel besser aus, als am Anfang der Reise. Nur über dem Pazifik steht ein Gewitterturm; sein Eisschirm schiebt sich langsam in unsere Richtung, aber der ist zu hoch und stört uns nicht. Von unserem günstig gelegenen Hotel geht es nach Norden und wieder erleben wir am Hang des Poas den raschen Wechsel der Vegetationszonen. An einem Aussichtspunkt machen wir kurz halt und blicken hinüber zum Vulkan Barva, den wir heute Mittag besuchen wollen.

Blick über das Tal in dem Alajuela liegt hinweg nach Süden, mit Gewitterwolke über dem Pazifik:
Tal bei Alajuela mit Gewitterwolke

Pünktlich um 08:00 Uhr sind wir am Eingang des Poas-Nationalparks, doch dieser ist noch verschlossen. Dann wird er geöffnet und bald hasten wir zum Rand des Kraters. Der Ausblick ist gigantisch! Unter uns liegt der große, aber relativ flache Krater des Poas, dessen graue bis schwarzen Wände von tiefen Erosionsrinnen durchzogen sind und wie eine Mondlandschaft wirken. Auf dem Kraterboden erhebt sich ein flacher Kegel, in dessen Inneren der milchige dampfende Kratersee des Poas ruht. An den Flanken des Kraters gibt es Fumarolen mit gelben Schwefelablagerungen, darüber grüner Wald und blauer Himmel. Tolle Kontraste! Wir sind wirklich gebannt von dem See, der sehr sauer und mit ca. 60°C relativ warm ist. Er wirkt noch unheimlicher, wenn man bedenkt, dass es erst letztes Jahr mehrere kleinere Eruptionen gab bei denen Schlamm und Steine ausgeworfen wurden! Wir machen viele Fotos und es fällt uns schwer den faszinierenden Vulkan zu verlassen.

Der Krater des Poas mit dem dampfenden Kratersee:
Der Krater des Poas mit Kratersee

Der Rest eines Schlackenkegels aus dem Jahre 1953 am südlichen Seeufer:
Rest des Schlackenkegels von 1954

Eine Fumarole mit gelben Ablagerungen und die innere nordöstliche Kraterwand:
Fumarole an Kratewand des Poas

Die innere westliche Kraterwand:
Innere westliche Kraterwand

Der dampfende Kratersee:
Dampfender Kratersse des Poas

Nach Westen öffnet sich der Krater. Tiefe Erosionsrinnen durchziehen die Asche- und Geröllfelder. Im Hintergrund die grünen Hänge des Vulkans Porvenir:
Tiefe Erosionsrinnen westlich des Poas

Barva:
Der 2906 m hohe Vulkan Barva befindet sich nördlich der Hauptstadt San Jose und gehört zur Cordillera Central. Das komplexe Vulkangebäude besitzt in seinem Gipfelbereich eine 2 x 3 Km große Caldera. Darin erheben sich vier bewaldete pyroklastische Kegel. Einer dieser Kegel enthält einen Kratersee. Der mächtige, aus Andesit/Dacit-Lava aufgebaute Tiribi-Tuff im zentralen Tal Costa Ricas konnte einer Eruption des Barva zugeordnet werden, die sich vor ca. 330.000 Jahren ereignet hat. Auf der Südseite des Barva sind zahlreiche Lavaströme erkennbar, wobei einer der jüngsten bis zur heutigen Stadt Heredia reicht. Vor über 8.000 Jahren hat sich am Barva eine große plinianische Eruption ereignet, die den heutigen Gipfelkrater zurückgelassen hat. Weitere Eruptionen sollen in den Jahren 1760 bzw. 1766 stattgefunden haben, jedoch wurden am Berg keinerlei Hinweise auf Eruptionen in historischer Zeit gefunden.


Nun geht es mit dem Wagen wieder der Flanke des Poas hinab, dann durch das Tal hinüber zum Barva und dort wieder dem Hang hinauf. Das Wetter ist heute wirklich herrlich! Dazu die satten grünen Felder und Bäume. Wir sehen jetzt immer mehr Luxuswillen, denn hier oben sind die Temperaturen angenehmer als im heißen stickigen Tal und die Luft ist wesentlich angenehmer als in San Jose. Langsam wird die Straße immer schlechter und verwandelt sich bald in eine üble Holperpiste. Etwa einen Kilometer vor Eingang des Parks geben wir auf, stellen den Wagen ab und starten mit unserer Wanderung. Grüne Weiden wechseln mit Wäldern und im ersten Moment ähnelt die Landschaft wieder unseren Mittelgebirgen. Entlang des Pfads laufen wir zum Eingang des Braulio-Nationalparks. Dann steigen wir weiter dem Hang hinauf in Richtung des mit Süßwasser gefüllten Sees, der sich im Gipfelbereich des 2704 m hohen, inaktiven Vulkans befindet. Der Wald wird rasch dichter und die Bäume sind bald mit langen Bartflechten überzogen. Überall taucht jetzt Baumfarn auf. Gleichzeitig verwandelt sich der Weg in tiefe Gleise aus Schlamm, denn ein Bagger arbeitet hier und verlegt Kanalrohre! Je höher wir kommen umso schöner wird der Wald. Die Stämme der niedrigen Bäume sind mit Flechten und Moose überzogen. Es wirkt wie aus einer anderen, längst vergangen Zeit. Man könnte fast meinen, dass jeden Moment ein Dinosaurier aus dem Dickicht springt. Nach kurzem steilen Anstieg stehen wir in einem kleinen Unterstand und blicken hinab auf den Kratersee. Dieser ist von dem prächtigen Wald umgeben der bis an das Ufer reicht.

Blick hinunter auf den Kratersee:
Kratersse des Barva

Christoph meint, dass wir noch Zeit haben einen Abstecher zu einem zweiten See zu machen, der nur zwei Kilometer entfernt liegt. Also steigen wir wieder dem Hang hinab, laufen vorbei am Ufer des Kratersees und wandern dann über den Weg immer tiefer in den Wald hinein. Schnell führt der Pfad Hang abwärts und verwandelt sich in eine Piste aus knöcheltiefem schwarzen Schlamm. Immer wieder bleibe ich mit meinen Schuhen stecken und wir versuchen jetzt nur noch am Rand des Pfads zu laufen. Der Wald wird noch dichter und die Anteile an Baumfarn nehmen zu. Immer wieder treffen wir auf riesige "Poor Mans Hat".

Christoph an einer Poor Mans Hat:
Christoph an Poor Mans Hat

Baumfarn auf dem Pfad:
Baumfarn auf Pfad

Das Laufen in dem Morast wird langsam anstrengend und ich saue mir meine Schuhe, die ich morgen im Flugzeug anziehen wollte, ganz schön ein. Dann versperrt uns auch noch ein Baum den Weg. Da müssen wir jetzt wohl drüber hinweg klettern! Ich frage mich, ob es wirklich so eine gute Idee war den Abstecher zu machen. Endlich sind wir am See, wo wir eine Gruppe von U.S.-amerikanischen Jugendlichen treffen, die an einem Projekt zur Pflege des Nationalparks arbeiten. Eines der Mädchen spricht gut Deutsch. Sie hat jahrelang in Limburg gelebt und freut sich endlich wieder einmal einen Hessen zu treffen! Der kleine See ist wirklich traumhaft und wirkt in dem dichten Bergregenwald richtig mystisch.

Am kleinen See:
Am kleinen See

Leider haben wir nicht viel Zeit und begeben uns bald wieder auf den Rückweg. Über die schlammige Piste geht's zurück bis zu unserem Wagen. Dabei genießen wir noch ein letztes mal den Aufenthalt im Regenwald, schließlich ist das heute unsere letzte Wanderung gewesen. Nach einem Imbiss geht's zurück in Richtung Alajuela. Dabei erwischt uns tatsächlich noch ein Regenschauer. Da hatten wir wieder mal Glück, dass wir im Wald nicht auch noch nass geworden sind!

Jetzt heißt es für mich erst einmal Schuhe putzen. Dann wird gepackt. Nach dem reichhaltigen Abendessen feiern wir noch ein bisschen Abschied und lassen das Erlebte passieren. Wir haben wirklich unglaublich viel gesehen und hatten auch tolle Erlebnisse mit den Tieren. Insbesondere über das Krümelmonster können wir uns kaum beruhigen.


30.03.2007:
Andrea und Erhard können heute ausschlafen, denn sie fliegen erst in drei Tagen nach Hause und wollen noch einmal versuchen den Arenal bei gutem Wetter zu erwischen. Unterdessen müssen Christoph und ich schon um 04:00 Uhr raus, denn nach dem Einchecken am Flughafen muss der Mietwagen noch abgegeben werden. Alles läuft problemlos und gegen 08:00 Uhr heben wir bei strahlendem Sonnenschein pünktlich in San Jose ab. Kurz nach dem Start haben wir noch einmal einen tollen Ausblick auf die Vulkane und hier aus der Luft kann man erst richtig erkennen, dass sie eine Kette bilden, die Cordellera Central. Neben dem Irazu und Barva, können wir den dampfenden Krater des Poas erkennen. Dann geht's über die Karibik nach Atlanta, wo wir nach vier Stunden Flug landen.

Blick auf die Vulkankette mit dem dampfenden Poas im Vordergrund, dahinter Barva und am oberen Bildrand Irazu und Turrialba:
Vulkankette vom Flugzeug aus

Nach dem Einreiseprozedere in die USA haben wir noch bis zum Abend Zeit und langweilen uns auf dem Flughafen herum. Kurz vor dem Einsteigen erscheint auf dem Bildschirm im Terminal plötzlich die Meldung "Flight to Frankfurt canceled!" und es kommt die Durchsage, dass die Maschine defekt ist. Christoph reagiert schnell und wir eilen zum Delta-Schalter, wo wir nach längerem Warten und nervigem hin und her endlich einen Flug für den nächsten Tag bekommen. Wir haben sogar Tickets für die Business-Class erhalten, dazu einen Hotelgutschein und Verzehrbons, sowie einen Kulturbeutel mit frischen T-Shirts; unser Gepäck ist irgendwo im Flughafen deponiert. Unterdessen warten die meisten Reisenden im Terminal immer noch vergeblich auf einen Rückflug. Mit einem Shuttle-Bus fahren wir zu unserem Hotel, wo wir noch einmal ein gemütliches Abendessen zu uns nehmen.

31.03.2007:
Nach einem reichhaltigen Frühstücksbuffet machen wir uns mit dem Shuttle-Bus auf den Weg zurück zum Flughafen. Da wir noch bis zum Abend Zeit haben, fahren wir mit der Schnellbahn nach Downtown Atlanta. Am Bahnhof in der Stadtmitte steigen wir aus und schauen uns die Wolkenkratzer und die wenigen alten Gebäude im Stadtkern an. Ich quetsche den letzten Strom aus den Akkus meiner Digitalkamera und mache noch einige Fotos. Überall versucht man uns Karten für die "Final Four" zu verkaufen, das Halbfinale im Basketball, das am Wochenende hier stattfinden soll. Nach zwei Stunden Bummel durch den Großstadtdschungel, der das absolute Kontrastprogramm zu den vergangenen zwei Wochen darstellt, haben wir die Nase voll und fahren zurück zum Flughafen.

In Downtown Atlanta:
In Downtown Atlanta

Nach dem Einchecken haben wir immer noch viel Zeit, die wir auf dem Parkdeck des Flughafens verbringen. Hier können wir wunderbar die vielen startenden und landenden Flugzeuge beobachten. Dann geht's durch die Sicherheitskontrollen und nun ist wieder warten angesagt. Für unsere letzten Verzehrgutscheine kaufen wir uns Pizza und Kaffee und warten und warten. Das Terminal E kennen wir inzwischen in- und auswendig. Um 18:45 Uhr geht es dann schließlich mit 30 Minuten Verspätung los und wir lassen den Hartsfield-Jackson Flughafen in Atlanta endlich hinter uns! Der Service an Bord ist wirklich Spitzenklasse und vor allem die bequemen Sitze in der Business-Class machen den 9 Stunden langen Flug sehr erträglich. Nach der Landung in Frankfurt wird es noch mal spannend. Wird unser Gepäck das Chaos überstanden haben und wirklich ankommen? Der Rucksack von Christoph ist bald da, aber auf meinen Seesack warte ich vergebens. Es wäre übel wenn er verschwunden wäre, denn ich habe doch einiges an Vulkangestein gesammelt. Erschöpft aber glücklich und voller einmaliger Erlebnisse treffe ich gegen Mittag zu Hause ein. Am nächsten Tag wird mir dann sogar mein Seesack per Kurier nach Hause gebracht.

Weiterführende Links und Quellen:

Home | Impressum | Reiseberichte
Seite erstellt am 23.05.2007 von Oliver Beck
Letztes Update: 09.06.2007

© Oliver Beck