Private Homepage von Oliver Beck aus Florstadt-Staden

 

Staden - Hagelunwetter im Juni 2003


Der 05.06.2003 begann, wie auch schon die Tage zuvor, mit klarem Himmel und recht hohen Temperaturen. Bereits um 06:00 Uhr morgens waren es 17°C. Schnell stieg die Temperatur weiter bis auf knapp 30°C. Der Himmel hatte an diesem Tag einen tropischen Charakter, mit einzelnen mächtigen Quellwolken (CB's). Für den Nachmittag waren Gewitter mit Unwetterpotential angekündigt. Eine Kaltfront sollte unsere Region von West nach Ost überqueren. Bedingt durch Scherwinde war sogar die Bildung einzelner Superzellen (sich drehende Gewitterzellen die Tornados ausbilden können) möglich.
Zunächst sah es so aus, als würden uns die Gewitter wieder einmal verfehlen. Die meisten Zellen hielten sich noch in der Eifel auf oder waren vorbei gezogen und befanden sich bereits östlich von uns. Doch gegen 17:00 Uhr tauchte über dem Taunus ein großer Eisschirm auf, der sich rasch in unsere Richtung ausbreitete.

Dieses Foto entstand um 17:36 Uhr. Der Eisschirm hat sich über uns ausgebreitet. Blickt man nach Nordosten kann man den Rand des Schirms, der sich gut gegen den blauen Himmel abgrenzt, erkennen:
Der sich ausbreitende Eisschirm

Ein Blick auf das Wetterradar bestätigte meinen verdacht: Eine kräftige Gewitterzelle befand sich über dem Taunus. Das rundlich geformte Radarecho der Zelle wies die höchstmögliche Reflektion auf, was auf extremen Niederschlag, oft auch verbunden mit Hagel, hinweist. Inzwischen gab es lokale Unwetterwarnungen für meinen Landkreis, insbesondere vor Hagel. Im Taunus (bei Wehrheim bzw. Neu-Anspach) wurde bereits Hagel in Taubeneigröße beobachtet!
Der Ostwind frischte nun immer mehr auf und im Westen wurde es immer dunkler, wobei sich das Zentrum der Zelle jedoch nördlich an uns vorbeizubewegen schien. Dann tauchte die Böenwalze auf, die in Richtung West/Nordwest gut ausgeprägt war, sich nach Südwesten hin jedoch deutlich abschwächte. Entlang des südlichen Teils der Böenwalze zogen tiefe Wolkenfetzen (Fractus) rasch von Süd nach Nord und dahinter tauchten immer deutlicher Fallstreifen auf.

Blick um 17:40 Uhr nach West/Südwest auf die Böenwalze:
Die Böenwalze in Richtung West/Südwest

Zoom auf die Böenwalze mit Fallstreifen in der rechten Bildhälfte:
Zoom auf die Böenwalze

Der Nordwestteil der Böenwalze sah aus wie eine gigantische Welle. Die tiefen gräulich-weißen Wolken strömten von oben nach unten und bewegten sich dabei gleichzeitig in nördliche Richtung. Es wirkte tatsächlich wie eine riesige Walze die schnell näher kam. Noch nie hatte ich bisher bei uns so schnelle Wolkenbewegungen gesehen!

Dieses Foto entstand um 17:42 Uhr und zeigt den Nordwestteil der Böenwalze.
Nordwestteil der Böenwalze

Zoom auf den Nordwestteil der Böenwalze:
Zoom auf den Nordwestteil der Böenwalze

Im Nordwesten zuckten nun viele Blitze (ca. alle zwei Sekunden eine Entladung). Der Wind drehte auf West und frischte deutlich auf. Dann brach die Böenwalze über uns hinweg. Die Bäume bogen sich im starken Wind und erste große Tropfen kamen vom Himmel. Im Norden war der Niederschlag viel stärker und verschleierte die Sicht auf die uns umgebenden Hügel.

Dieses Foto entstand um 17:46 Uhr, in dem Moment als die Böenwalze über uns hereinbrach (Blick nach Norden):
Blick nach Norden bei Eintreffen der Böenwalze

Nach den ersten Regentropfen ging es gleich los mit dem Hagel. Zunächst kamen einzelne, ca. 2-3 cm große Hagelkörner herunter. Schnell wurde der Hagel dichter und intensiver. Einzelne Schlossen erreichten bis zu 5 cm Durchmesser und zerbrachen beim Aufschlag auf den Boden.

Blick hinunter auf den Garten um 17:47 Uhr. Der Rasen ist bereits übersäht mit Hagelkörnern:
Mit Hagelkörnern übersähter Rasen

Nach etwa 5 Minuten ließ der Hagel wieder nach und der Regen intensivierte sich. Nun kam ein richtiger Wolkenbruch herunter, der von starken Windböen begleitet wurde. Es donnerte nahezu ununterbrochen, wobei sich die meisten Blitze jedoch weiter nördlich von uns entluden.

Hagel und immer stärker werdender Regen prasseln auf Vorgarten und Straße um 17:48 Uhr:
Vorgarten und Straße bei Hagel und Regen

Um 17:55 Uhr ließ der Wolkenbruch schnell wieder nach und es tröpfelte nur noch ein wenig.

Kurz nach dem der Regen aufgehört hat, blicke ich hier auf die Hagelkörner im Vorgarten:
Hagelkörner im Vorgarten

Da der Hagel nur wenige Minuten andauerte, hielten sich die Schäden an der Vegetation in Grenzen. Nur einige kleinere Blätter und Zweige wurden abgerissen.

Blick hinunter in den Garten, kurz nach dem der Regen nachgelassen hat. Die Gartenwege sind teilweise überschwemmt:
Blick in den Garten nach dem Regen

Wir hatten großes Glück, denn nur ca. 13 Km weiter westlich, im Raum Friedberg hat das Unwetter viel schlimmer gewütet. Wie mir meine Arbeitskollegen berichteten, kam es im Süden der Stadt zu faustgroßem Hagel. Viele Autos hatten Dellen, bei manchen waren sogar die Windschutzscheiben durchschlagen worden. Es gab auch Schäden an Lampen und Blinkern. Die Wetterauer Zeitung berichtete am nächsten Tag von dem Unwetter in Friedberg. In dem Artikel wurde sogar von Hagel groß wie Billardkugeln gesprochen der Wintergärten und Dachfenster durchschlug. Es kam auch zu einem Dachstuhlbrand durch Blitzschlag und die Feuerwehr musste viele vollgelaufene Keller leerpumpen. Der intensivste Hagel fiel offenbar am Südrand der Zelle (Südteil der Stadt Friedberg). So wurde aus Bad Nauheim, das eigentlich im Zentrum der Zelle lag, nur von ca. 1 cm großen Hagelkörnern berichtet. Auch andere Regionen in Deutschland meldeten an diesem 05. Juni 2003 schwere Unwetter; insbesondere die Eifel, Bayern und Berlin wurden heimgesucht.
Home | Impressum | Wetter
Seite erstellt am 15.04.2006 von Oliver Beck
Letztes Update: 16.04.2006

© Oliver Beck